Tongariro Alpine Crossing

In aller Herrgottsfrüh ist der Großteil der Hostelgäste zum Trail aufgebrochen. Ich nicht. Ich wollte dort zwar auch hin, aber die gesundheitlichen Schäden von zu kurzemm Schlaf sind ein unkalkulierbares Risiko. Um 9 Uhr habe ich mich mit dem Eigentümer Ian unterhalten und er meinte er muss in etwa 30 Minuten in die Richtung und er könnte mich dort absetzen. Etwa eine Stunde später kam er immer noch nicht in die Gänge und ich lief zum BK und von dort an der Straße entlang in Richtung des Sees Rotoaria. Kurz drauf gabelte er mich an der Straße auf und als ich meinte, ich hätte meinen Plan für heute geändert und wolle nur zum See, erwiderte er: “Nichts da, du läufst heute den Trail. Einsteigen!”

Er ließ mich an der Straße raus, von dort waren es 6 km zum Startpunkt der rund 20 km langen Wanderstrecke. Auf dem Weg grüßte ich alles und jeden der mir entgegen kam und anfangs ärgerte ich mich über so manchen Stoffel. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, warum es manchem die Sprache verschlagen haben wird. Da geht man in ein Outdoor-Geschäft, vertraut auf die ehrliche, von ökonomischen Zwängen freie Beratung und verlässt das Geschäft mit schlicht notwendiger Hightechausrüstung. Man will sich ja auch nicht lumpen lassen. Vor allem wo man doch von nun an in jeder freien Minute in die Natur rennt. Und dann kommt da so eine heruntergekommene Gestalt in löchrigen Schuhen, zerschlissener Hose und markenfreiem Shirt entgegen und lässt einen die Kaufentscheidung in Frage stellen.

Der Pfad ist ganz nett und in 6 Stunden kann man ihn laufen. Nach dem Gipfel sieht man nach etwas über einer 34 Stunde eine Hütte mit Terrasse. In Erwartung einer Einkehrmöglichkeit bin ich freudestrahlend darauf zu geschritten, nur um Shelter zu lesen. Was hätte ich für ein kühles Blondes gegeben oder einem kleinen Happen. Aber die Schutzhütte da ist eine glatte Themaverfehlung. Setzen sechs.

Am Parkplatz hat mir der Typ von einem Shuttle-Service erzählt, dass die Shuttles alle nur in den Süden fahren, ich musste aber in den Norden. Ich solle es weiter unten probieren, vielleicht kann mich ja jemand mitnehmen. Unten angekommen fand ich wieder nur Fahrer in Richtung Süden, folglich nahm ich wieder die Beine in die Hand. Nach etwa 20 Minuten gabelte mich ein Abschleppdienst auf, der von zwei Israelis gerufen wurde, weil sie ihren Autoschlüssel eingesperrt hatten. Als der Abschleppdienst das erste Mal an ihnen vorbeifuhr, machten sie nicht auf sich aufmerksam und so fuhr er überhaupt an mir vorbei, wendete und dann fuhren wir sie nochmals an. Nach 30 Sekunden waren die Herren um 200 NZD erleichtert und es ging weiter. Bis vor die Haustür. Im Hostel steckte ich mir dann erstmal eine fette Zigarre an, denn:

Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert!